Die Bakterielle Vaginose

Bakterien gehören zu Organismen wie dem des Menschen und werden sogar von diesen in Dienst gestellt – eine Keimfreiheit wird nie erreicht werden. Von daher ist der Gedanke, eine Bakterienflora im weiblichen Geschlechtsorgan zu haben nichts Alarmierendes – sondern völlig normal und sogar essentiell. Anormal wird es erst, wenn diese Bakterien gefährlicher Art sind und überhand nehmen, also ein natürliches Gleichgewicht nicht mehr gegeben ist. Die bakterielle Vaginose ist so ein Fall. In annähernd der Hälfte aller Fälle treten nicht mal Symptome auf, anhand derer eine Frau bemerken könnte, dass ihre Scheidenflora gestört ist.

 

Die Aufrechterhaltung eines sauren Klimas ist wichtig

Bakterielle Vaginose?

Im Normalzustand besteht die Besiedelung der Scheide aus diversen Laktobazillen-Arten (Milchsäurebakterien), die durch ihren Stoffwechsel einen ph-Wert von etwa 4 erzeugen auf der ph-Skala. Diese zeigt den sauren (1 bis 6,9) bis basischen (7,1 bis 14) Charakter einer Lösung an, während ein ph-Wert von 7,0 in der Mitte des Spektrums neutralen Charakter anzeigt. Alle Organe haben im Idealzustand einen entweder sauren oder basischen Charakter, den der Organismus nachzuregeln versucht. Bei Störungen gelingt das nicht mehr, wie im Fall der bakteriellen Vaginose, wenn pathogene Keime von der Art Gardnerella vaginalis die Laktobazillen zu verdrängen beginnen, mit dem Ergebnis, dass sich der ph-Wert der Scheidenflora verschiebt zu etwa Wert 5, also näher an den basischen Bereich heran. Garnerella vaginalis ist die häufigste involvierte Bakterienart, daneben können auch Chlamydien, Mykoplasmen, Prevotella und Mobiluncus auftreten. Mit einer Verschiebung des ph-Wertes lässt der Infektionsschutz nach, der durch den sauren ph-Wert gewährleistet werden soll. Anderen krankheitsstiftenden Keimen wird damit die Ansiedelung erleichtert. Mit einem Wort: die bakterielle Vaginose ist der Türöffner zu weiteren Infekten: Zervizitis, Endomyometritis, Salpingitis, Bartholinitis, Vulvitis oder einem Abszess an den Eierstöcken/Eileitern.

 

Wie zieht sich eine Frau die bakterielle Vaginose zu?

Wie gut die Verteidigung durch Milchsäurebakterien aufgestellt ist, wird durch Östrogen gesteuert und ist damit abhängig vom Monatszyklus. Einige dieser Laktobazillen, auch Döderlein-Stäbchen genannt, erzeugen sogar Wasserstoffperoxid, welches von ausgezeichneter desinfizierender Wirkung gegenüber anaeroben Bakterien ist – wie eben Garnerella vaginalis eines ist. Leider ist die Scheidenflora bei Frauen so unterschiedlich, das sich kaum von einem ‚normalen‘ Zustand als verbindlich für alle sprechen lässt. Während die Bakterien einerseits über Geschlechtsverkehr übertragen werden können, sind auch Fälle bekannt, wo Frauen die Bakterienart Gardnerella vaginalis beherbergten, ohne jemals Geschlechtsverkehr mit Männern gehabt zu haben. Darum zählt dieser Befund nicht zu den über Verkehr übertragenen Krankheiten. Merkwürdigerweise gilt psychischer Stress als fördernd für eine Erkrankung mit vaginaler Vaginose. Selbst mit stark vernachlässigter Hygiene oder dem Gegenteil davon, übertriebener Hygiene, kann die Scheidenflora so beeinträchtigt werden, dass die Milchsäurebakterien ins Hintertreffen geraten und die Balance des schützenden sauren ph-Wertes nicht gehalten werden kann.

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Welches sind die Symptome?

Wenn die bakterielle Vaginose überhaupt bemerkt wird, dann aufgrund eines Scheidenausflusses, an dem man einen sonderbar an Fisch erinnernden Geruch feststellen wird. Bedingt wird dieser Geruch durch Amine, die von Bakterien gebildet werden. Dass diese organischen Derivate von Ammoniak auch bei der Zersetzung toter Fische entstehen, erklärt die Bezeichnung ‚fischig‘. Der Ausfluss ist dünnflüssig oder schaumig und sieht gräulich-weiß aus. Fischgeruch und Ausfluss sind aber nicht zwingend miteinander verknüpft, so wie es begleitend zu Juckreiz, Brennen und Entzündung kommen kann – jedoch nicht muss. Manche Frauen mögen eine Trockenheit in der Scheide fühlen, obwohl keine vorhanden ist. Wie gesagt, die bakterielle Vaginose bleibt in annähernd der Hälfte aller Fälle asymptomatisch, läuft also komplett ohne gefühlte Beschwerden ab. Eine Entzündung (Kolpitis) ist damit nicht zwingend damit verbunden. Selten wird von Dysurie oder Dyspareunie berichtet (Schmerzen beim Harnlassen bzw. Verkehr). In Apotheken sind spezielle Handschuhe erhältlich, mit dem die Frau selbst ihren ph-Wert in der Scheide kontrollieren kann. Ein erhöhter Wert ist dann Grund für nähere Untersuchungen.

Liste der Symptome:

  • vermehrter Scheidenausfluss, insbesondere grau-weiß gefärbt, oder schaumig
  • unangenehmer Geruch, als ‚fischig‘ charakterisiert
  • Schmerzen, Juckreiz oder Brennen
  • Schmerzen beim Wasserlassen?
  • Schmerzen beim Verkehr?
  • ph-Messung zeigt höheren Wert als 4,5
  • mögliches Phantom-Trockenheitsgefühl

Wie wird bakterielle Vaginose diagnostiziert?

Die Diagnose erfolgt durch Abstrich und einen Nachweis der pathologischen Bakterien in vier markanten Befunden (drei davon sind hier bereits besprochen worden, bis auf den vierten: mikroskopischer Nachweis von Clue Cells). Die Behandlung wird über Medikamente vorgenommen. Das können Tabletten oder Zäpfchen sein, Antibiotika und Clindamyzin in Form von Vaginalcreme. Meistens wird der Gynäkologe zu Metronidazol-Tabletten greifen. Nach einer Woche sollte der saure Charakter des Scheidenmilieus damit wiederhergestellt sein. Bis zu zwanzig Prozent der Fälle werden dann spontan geheilt, es gibt aber eine Rückfallquote von etwa zwei Dritteln. Mit Präparaten zu behandeln, die Laktobazillen, Milchsäure oder Ascorbinsäure zuführen, zeitigt teilweise ähnlich gute Erfolge wie mit Antibiotika. Es sind unter Frauen auch Methoden im Umlauf, durch Anwendung von Teebaumöl, Joghurt, Essigwasser oder Zitronenwasser selbst heilenden Einfluss auf die Scheidenflora zu nehmen. Was den Stress als Ursache für bakterielle Vaginose angeht, so kann mit Entspannungstechniken oder Sport für einen Abbau der Stressfaktoren gesorgt werden.

Behandlungsarten:

  • Antibiotika-Verschreibung, Metronidazol oder Tinidazol
  • Clindamycin-Vaginalcreme
  • Vaginaltabletten mit Nifuratel oder Dequaliniumchlorid
  • Hausmittelgetränkte Tampons: Schwarztee, Teebaumöl, Essig/Zitronenwasser, Oregano-Öl, Knoblauch
  • Hausmittel zum Einnehmen: probiotische Joghurts und Vitamin C

Fazit

Die bakterielle Vaginose kann nicht als selten bezeichnet werden: sie ist die häufigste Störung mikrobiologischer Art der Scheidenflora überhaupt. Wenigstens 20 Prozent aller Frauen sind irgendwann einmal in ihrem Leben davon betroffen. Interessant ist noch, dass schwarze Frauen mehr als doppelt so häufig erkranken als weiße Frauen. Neben den Risiken, die beschrieben wurden als Schwächung der bakteriellen Abwehr und den genannten Folgekrankheiten, besitzt die bakterielle Vaginose ein Risiko für Schwangere zu vorzeitigen Wehen, einem zu frühen Fruchtblasensprung oder gar einer Frühgeburt. Die Behandlung ist durch Medikamente so leicht und unkompliziert, dass sie nicht gescheut zu werden braucht.